Ah, die 80er! Die Zeit der neongefluteten, Schulterpolster tragenden, Synthesizer-beschallten Clublandschaften. Aber warte – wir leben im Jahr 2024 und dennoch ertappen wir uns dabei, wie wir die Ästhetik gerade dieser Ära zurückbringen wollen?!
Jederzeit, Baby! Denn seien wir ehrlich, die Achtziger waren der Höhepunkt unserer Zivilisation. Phil Collins hat nicht nur den Soundtrack zu Miami Vice abgeliefert, sondern in „Phil the Shill“ auch noch den Bösewicht gespielt. Die Russen waren für alle zweifelsfrei die Bösen und bei McDonald‘s musste man sich nur zwischen 3 Burgern entscheiden
Hier kommen Retrowave und Vaporwave genau richtig: zwei Genres, die nicht nur nostalgisch in der Vergangenheit schwelgen, sondern sie auch auf ihre eigene Weise wiederbeleben. Doch was genau unterscheidet diese beiden Wellen der Retro-Manie? Setzt euch hin, schnallt euch an und taucht ein in eine Reise durch Zeit und Klang.
Retrowave – Der Soundtrack zu deinem inneren Actionfilm
Stell Dir vor, du bist der Protagonist in einem Film der 80er Jahre, und fährst nachts in deinem DeLorean durch die futuristische Stadt, während dir der Wind durch deine Mähne weht. Das ist Retrowave. Dieses Genre entstand in den späten 2000ern und fängt den Geist der 80er ein, als ob man ein verlorenes Band in einem staubigen Plattenladen gefunden hätte. Mit Künstlern wie Kavinsky, College und Perturbator als Kapitän dieses Synthesizer-Raumschiffs, wird Retrowave zu einer elektrischen Zeitmaschine.
Musikalische Merkmale und Künstler
Musikalische Merkmale:
- Synthesizer-dominierte Klänge, die wie Laserstrahlen in einem Sci-Fi-Abenteuer blitzen.
- Eingängige Melodien, die wie die Wellen eines virtuellen Ozeans an die Küste schlagen.
- Treibende Beats und druckvolle Basslines, als wären sie der Herzschlag eines Cyber-Helden.
- Häufig instrumental, manchmal mit vokalen Einflüssen und Samples, die wie die Brücke eines Kampfsterns klingen.
Künstler:
- Kavinsky: Der Komponist des nächtlichen Fahrtenrauschs „Nightcall“, der den Soundtrack für urbane Abenteuer liefert.
- Perturbator: Ein düsterer Pilot durch dystopische Klanglandschaften, der an die finsteren Ecken des Blade Runner-Universums erinnert.
- Gunship: Harmonischere Melodien und nostalgische Lyrics, die wie eine herzliche Umarmung aus der Vergangenheit wirken.
Visuelle Ästhetik
Retrowave ist nicht nur ein Genre, sondern eine komplette visuelle und kulturelle Bewegung. Die Ästhetik umfasst Neonlichter, Rastergrafiken und viele Elemente, die an alte Videospiele und Sci-Fi-Filme der 80er erinnern. Die Cover-Kunst von Alben und die Musikvideos spielen eine große Rolle dabei, diese Retro-Vibes zu verstärken.
Vaporwave – Die surreale Traumwelt der 80er und 90er
Während Retrowave die 80er Jahre in einer glorifizierten Actionfilm-Fantasie einfängt, taucht Vaporwave tiefer in die surreale, oft ironische Reflexion der Konsumkultur dieser Zeit ein. Vaporwave entstand in den frühen 2010er Jahren und ist eine dekonstruktive, oft langsame und verzerrte Version der Musik und Werbung aus den späten 80ern und frühen 90ern.
Merkmale und Künstler
Musikalische Merkmale:
- Starke Nutzung von Samples, oft aus alten Werbejingles, Muzak und Pop-Songs.
- Langsame, verzerrte Beats und Melodien.
- Eine träumerische, fast hypnotische Klanglandschaft.
- Häufig ohne klare Struktur, mehr ambient und atmosphärisch.
Künstler:
- MACINTOSH PLUS: Berühmtheit durch das Album „Floral Shoppe“, das den Track „リサフランク420 / 現代のコンピュー“ enthält.
- Saint Pepsi: Bekannt für seine funky, groovigen Vaporwave-Remixes.
- 100% Electronica: Ein Label und Kollektiv, das viele aufstrebende Vaporwave-Künstler unterstützt.
Visuelle Ästhetik
Die Vaporwave-Ästhetik ist ebenso ikonisch wie der Sound. Typische Elemente sind antike Skulpturen, alte Computer- und Internetsymbole, und oft grelle, überdrehte Farben. Es ist eine visuelle Hommage an die frühen Tage des Internets, VHS-Bänder und Pixelkunst, oft gepaart mit einer Prise Ironie.
Unterschiede und Überschneidungen
Atmosphäre und Emotion
Retrowave weckt ein Gefühl von Abenteuer und Nostalgie, oft mit einer positiven, energiegeladenen Stimmung. Es ist die Musik für eine Zeitreise in eine romantisierte Version der 80er Jahre. Vaporwave hingegen ist introspektiver und kann sowohl melancholisch als auch humorvoll sein. Es reflektiert die vergängliche Natur der Popkultur und den Überfluss des Konsums.
Musikalische Struktur
Retrowave neigt dazu, strukturierte Songs mit klaren Melodien und Rhythmen zu präsentieren, die oft an traditionelle Songformate angelehnt sind. Vaporwave bricht diese Konventionen auf und experimentiert mit Fragmentierung, Looping und Verlangsamung, was zu einer mehr ambienten und experimentellen Klanglandschaft führt.
Kultur und Community
Beide Genres haben starke, leidenschaftliche Communities, die sich in Online-Foren, auf YouTube und in sozialen Medien organisieren. Während Retrowave eine größere Verbindung zu traditionellen Musikveranstaltungen und Festivals hat, bleibt Vaporwave oft in den digitalen Räumen, in denen es entstand, stark verankert.
Surfe die Vergangenheit
Ob du dich für die neongetränkten, adrenalinpumpenden Klänge des Retrowave oder die surrealen, träumerischen Soundlandschaften des Vaporwave entscheidest, eines ist klar: Beide Genres bieten eine einzigartige Möglichkeit, die Vergangenheit auf eine neue, aufregende Weise zu erleben. Schnapp dir deine Sonnenbrille, dreh den Synth hoch und lass die 80er wieder aufleben – in welcher Form auch immer sie dir am meisten Spaß machen!
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