Es gibt wohl kaum eine Situation, die uns so vertraut ist wie der einsame Krieger, der gegen eine Horde Eindringlinge antritt. Aber lass uns für einen Moment einen Perspektivenwechsel vornehmen. Was wäre, wenn unser Held nicht der typische menschliche Action-Protagonist ist? Was wäre, wenn das „Alien“ im titelgebenden Kampf im All eigentlich nur seine eigene Version von „Stirb Langsam“ durchlebt? Ist das Alien in Wirklichkeit John McClane, und sind die Menschen die Terroristen, die seine friedliche Existenz bedrohen?
Willkommen im Nostromo-Nakatomi Tower
Beginnen wir mit der Ausgangslage: Ein gemütliches Nest in den Weiten des Weltraums, in dem unser Alien, nennen wir es Xeno McClane, sich ungestört und heimisch fühlt. Es lebt vielleicht in friedlicher Einsamkeit, geht seinen täglichen Ritualen nach – wie, sagen wir, der Dekoration seiner Umgebung mit schleimigen Strukturen und dem gelegentlichen Ausschlüpfen eines Facehugger-Kindes. Doch dann taucht unerwartet eine Gruppe schwer bewaffneter menschlicher Kolonisten auf. Plötzlich wird das harmonische Ökosystem des Xeno McClane von Eindringlingen gestört, die augenscheinlich wenig Respekt für fremde Territorien haben.
Wer erinnert sich hier nicht an John McClane, der im Nakatomi Tower plötzlich einer Gruppe unerwünschter Gäste gegenübersteht? Ebenso wie McClane ist das Alien in der Unterzahl, aber es kennt das Terrain. Die Nostromo (der „Nakatomi Tower“ des Alls) ist sein Revier. Die Menschen – unter Führung einer gewissen Ellen Ripley, der „Hans Gruber“ dieses Szenarios – versuchen, das Alien zu eliminieren, und der einzige Ausweg ist, sie eine nach dem anderen auszuschalten.
Ein Überlebenskampf oder nur Selbstverteidigung?
Betrachtet man die Geschichte aus der Perspektive des Aliens, wird klar, dass es nicht der blutrünstige Monster-Antagonist ist, als den wir es gern sehen. Im Gegenteil: Es handelt sich um einen klassischen Selbstverteidigungskampf. Die Menschen brechen in das Habitat des Aliens ein, tragen schweres Waffenarsenal bei sich und haben nicht den geringsten Respekt für die einheimische Kultur. Klingt das nicht sehr nach den Terroristen im Nakatomi Tower, die sich unverschämt breit machen?
Genau wie John McClane muss das Alien improvisieren. Es nutzt die engen Korridore, die Schächte und jede dunkle Ecke zu seinem Vorteil. Es kämpft gegen Eindringlinge, die es nicht versteht, aber eines weiß es sicher: Diese Menschen müssen weg. Während McClane sich in einem schmutzigen Tanktop durch zerbrochenes Glas kämpft, schleicht sich unser Xeno-Protagonist elegant und tödlich durch das dunkle Labyrinth der Nostromo. Es hat keine Waffe, aber braucht es die auch nicht? Schließlich ist es von Natur aus darauf ausgelegt, sich gegen Feinde zu behaupten. Die Taktik erinnert stark an McClane, der mit nichts außer einem Feuerzeug und einem Walkie-Talkie Terroristen zur Strecke bringt.
Das Alien als Actionheld? Yippie-Ki-Yay!
Was macht einen guten Actionhelden aus? Man muss sich anpassen können, improvisieren, und – am wichtigsten – nicht den Verstand verlieren, wenn man allein gegen scheinbar unüberwindbare Gegner steht. Hier zeigt sich das Alien von seiner besten Seite. Es hat kein Training im Guerillakrieg, aber es ist mit Instinkten ausgestattet, die denen von McClane in nichts nachstehen. Jede Bewegung ist kalkuliert, jedes Geräusch wird registriert, und jede mögliche Fluchtmöglichkeit wird genutzt.
Das Alien lässt sich nicht von den technologischen Spielereien der Menschen einschüchtern – ebenso wie McClane sich nicht von Hans Grubers High-Tech-Komplizen beeindrucken lässt. Während die Crew der Nostromo versucht, das Alien mit fortschrittlicher Technologie auszuräuchern, bleibt unser Xeno-Protagonist unbeeindruckt und nutzt stattdessen die Schwächen seiner Gegner: ihre Angst, ihr Unwissen und ihre Hybris. John McClane würde stolz auf diesen Überlebenswillen sein.
Wer ist hier der wahre Feind?
Wenn wir die menschliche Perspektive mal zur Seite schieben, wird es noch interessanter: Wer ist wirklich der Bösewicht in diesem Szenario? Die Menschen? Sie brechen in die Heimat des Aliens ein, stören seine Ruhe und setzen alles daran, es zu vernichten. Oder ist es doch das Alien, weil es sich verteidigt und die Eindringlinge gnadenlos ausschaltet?
In der Welt von „Stirb Langsam“ ist klar, wer der Held ist – McClane. Doch in der Welt der Nostromo könnte man argumentieren, dass das Alien den gleichen Status verdient. Es hat sich sein Habitat nicht ausgesucht, aber es verteidigt es mit jeder Faser seines Körpers. Die Crew, die in das Schiff eindringt, ist in den Augen des Aliens nicht anders als eine Gruppe bewaffneter Terroristen, die in seine Heimat eindringt.
Xenomorph McClane: Der stille Held?
Am Ende des Tages kämpft unser Xeno-Protagonist mit denselben Werten wie jeder klassische Actionheld: Es will einfach nur überleben. Es wurde in einen Kampf gezogen, den es nie gewollt hat, und kämpft gegen Gegner, die ihm keine andere Wahl lassen. In einer Art kosmischer Ironie haben sich die Rollen vertauscht. Die Menschen, die normalerweise die Heldenrolle einnehmen, sind in den Augen des Aliens die Eindringlinge, die Aggressoren.
Genau wie McClane nach einem langen, blutigen Kampf am Ende triumphiert und die Eindringlinge überwältigt, so siegt auch das Alien – zumindest in einigen Szenarien – und sichert sich sein Überleben. Und mal ehrlich: Wer könnte nach all dem Chaos, den Toten und dem Schrecken dem Alien verdenken, dass es sich einfach nur in Ruhe zurückziehen will? Vielleicht nicht in einem Ventilationsschacht, aber definitiv in der Dunkelheit, wo es niemand mehr stört.
Stirb Langsam im Weltraum? Absolut!
Betrachtet man die Situation aus der Perspektive des Aliens, wird klar: Ja, das ist „Stirb Langsam“ im Weltraum, und Xeno McClane ist der Held, den wir alle nicht verdient haben, aber definitiv brauchen. Während die Menschen den Horror erleben, ist es das Alien, das ums nackte Überleben kämpft, improvisiert und eine ganze Schar von „Terroristen“ zur Strecke bringt. Yippie-Ki-Yay, Menschheit!
Aber: macht das Alien etwa auch zu einem Weihnachtsfilm?!
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2 Kommentare
Starker Artikel, ich warte auf einen John McClane Reproduktionsprozess (Facehugger, XenoMcClane) im nächsten „Stirb Langsam“.
Ripley Gruber ja ? Knaller !