Was ist ein CRM und warum ist Facebook eines?
Zuerst mal: Was ist ein Customer Relationship Management (CRM)? Kurz gesagt, ein CRM ist ein System oder eine Software, die Unternehmen dabei unterstützt, Beziehungen zu ihren Kunden zu pflegen. Es sammelt und organisiert Kundendaten, um Kommunikation, Verkauf und Kundenbindung zu optimieren. Ein CRM sorgt dafür, dass kein Kunde „aus den Augen verloren“ wird und hilft dabei, den Überblick über anstehende Aufgaben wie Geburtstagsglückwünsche, Follow-Ups und Vertragsverlängerungen zu behalten. Jetzt stell dir vor, Facebook macht dasselbe – aber statt Kunden sind es deine Freunde, die verwaltet werden (Informit).
Mit Geburtstagserinnerungen, „Du hast mit XY seit 5 Jahren nicht mehr gesprochen“-Benachrichtigungen und automatischen Rückblicken hält Facebook dich auf Trab. Diese Tools wirken, als wären sie aus dem Handbuch eines CRMs entnommen, um sicherzustellen, dass du deine „Freunde“ auf der Plattform nicht vergisst. Aber ist das wirklich Freundschaft? Oder eher digitale Aktenpflege?
Das moderne Internet – Von Freundschaftsanfragen zur Kontaktverwaltung
Heutzutage erinnert Facebook mehr an ein Verwaltungsprogramm für deine sozialen Kontakte. Statt neue Freundschaften zu knüpfen, nutzt du die Plattform, um bestehende Verbindungen zu pflegen. Die ursprüngliche Idee, die Welt näher zusammenzubringen, wurde durch die Funktionalität eines CRMs ersetzt: Behalte die „Kunden“ (aka Freunde) im Blick, sorge dafür, dass du regelmäßig „in Kontakt“ bleibst – auch wenn das bedeutet, nur einmal im Jahr ein „Alles Gute zum Geburtstag“-GIF zu schicken. Diese Automatisierung lässt Facebook wie ein riesiges, freundliches CRM erscheinen (alexalexander.com).
Die gute alte Zeit: Als das Internet dich aus deiner Komfortzone riss
Vor Social-Media-Giganten wie Facebook gab es Plattformen wie IRC, MySpace oder ICQ. Dort hast du dich mit völlig Fremden unterhalten, ohne groß über deinen bestehenden Freundeskreis nachzudenken. Diese Plattformen waren nicht darauf ausgelegt, bestehende Kontakte zu pflegen, sondern Menschen zu verbinden, die sich vorher noch nie begegnet waren. Es war wie ein „Blind Date“ für Freundschaften – aufregend, unberechenbar und ein echtes Abenteuer (MuchFriends).
Facebook-Gruppen: Weniger sozial, mehr selektiv
In diesen Zeiten ging es nicht darum, alte Freunde zu „managen“, sondern völlig neue Leute kennenzulernen. Ob in anonymen Chatrooms oder über Foren, du hast echte menschliche Verbindungen geknüpft, ohne dass ein Algorithmus dir dabei half. Der soziale Zufall hat regiert – und das machte den Reiz aus.
Heutzutage gibt es zwar Facebook-Gruppen, die theoretisch neue Kontakte ermöglichen könnten, aber in Wahrheit funktionieren diese Gruppen oft eher als exklusive Clubhäuser für Gleichgesinnte. Die Überraschungen, die das Internet früher bot – zufällige Begegnungen mit Menschen aus völlig anderen sozialen Kreisen – gibt es kaum noch. Facebook-Gruppen sind so strukturiert, dass man kaum aus seiner Filterblase herauskommt, was dem Abenteuer „neue Menschen kennenlernen“ ziemlich entgegenwirkt (Informit).
Warum das Internet der Vergangenheit aufregender war
Damals war das Internet ein wilder, chaotischer Ort. Ohne Algorithmen, die dir sagten, wen du „kennen solltest“, konntest du wirklich neue Menschen treffen. Plattformen wie MuchFriends oder IRC-Chats haben keine Geburtstagserinnerungen oder aufdringliche Rückblicke angeboten – es ging nur darum, im Moment zu leben und spannende neue Verbindungen zu knüpfen (MuchFriends).
Im Vergleich dazu wirkt Facebook wie eine gut geölte Maschine, die dich daran erinnert, was du tun solltest – und wen du nicht vergessen darfst. Es bietet keine echte Chance auf Überraschungen, sondern sorgt nur dafür, dass deine sozialen Verpflichtungen immer erfüllt werden.
Facebook – Dein verstaubtes digitales Adressbuch
Während Facebook uns sicherlich dabei hilft, alte Freunde im Blick zu behalten, haben wir den Nervenkitzel des Neuen geopfert. Es ist ein digitales CRM, das unsere bestehenden Verbindungen verwaltet, ohne uns wirklich zu ermöglichen, neue Freundschaften außerhalb unserer bestehenden Kreise zu knüpfen. Die aufregende, unvorhersehbare Welt der frühen Online-Chats, in der man mit völlig Fremden tiefgründige Gespräche führen konnte, ist heute nur noch eine nostalgische Erinnerung.
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