Erinnerst du dich an den Moment, als du das erste Mal einen Film gesehen hast und dir dachtest: „Das will ich essen!“? Genau dieses Gefühl hat Andrew Rea alias Babish genommen und daraus ein YouTube-Imperium gebastelt – mit reichlich Sarkasmus, popkulturellen Anspielungen und einem Whiskeyglas in Griffweite. Was 2016 als kleine Küchen-Spielerei in New York begann, ist heute eine der größten Kochshows im Netz (theguardian.com / en.wikipedia.org). Und das alles ohne auch nur einmal „You donkey!“ à la Gordon Ramsay zu brüllen. Stattdessen serviert Babish Nerd-Nostalgie und beruhigendes Brutzeln – Küchengeflüster statt Küchengebrüll, wenn man so will. Willkommen in der Welt von Binging with Babish, wo Seriensnacks und Filmfutter ebenso wichtig sind wie Salz und Pfeffer.
Vom No-Name zum Nerd-Koch mit Millionenpublikum
Babish’ Aufstieg liest sich wie das Drehbuch einer Underdog-Komödie: 2016 lebte Andrew Rea deprimiert in Queens, frisch durch eine Scheidung und beruflich orientierungslos (Andrew Rea: the YouTube chef cooking up a storm | Food | The Guardian). Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, investierte er ~4.000 Dollar in Kameraequipment und filmte sich beim Kochen – mangels Studio eben in der eigenen Küche. Der USP: Die Kamera war so positioniert, dass sein Gesicht nicht zu sehen war. Rea hatte nicht geplant, anonym zu bleiben – es ergab sich einfach so, wurde aber prompt zu seinem Markenzeichen. Unter dem Pseudonym Babish – inspiriert von einer Nebenfigur aus The West Wing – lud er im Februar 2016 sein erstes Video hoch (Andrew Rea – Wikipedia). Das Thema? Ein absurder Burger-Kochwettbewerb aus Parks and Recreation, inkl. Trüffel-Aioli und Papaya-Chutney. Der Clip war noch kein viraler Hit, aber die positive Resonanz der ersten Zuschauer brachte Babish dazu weiterzumachen (Andrew Rea Recreates Food from TV on ‘Binging with Babish’ | Bon Appétit).
Es brauchte ein paar Folgen und beinahe ein Scheitern, bis der Durchbruch kam. Babish’ Geduld stand auf der Kippe, als er sich in einer frühen Episode an Il Timpano versuchte – einer monumentalen Pastetenkreation aus dem Film Big Night. 14 Stunden werkelte er an dem gefüllten Nudelmammut und nahm sich fest vor: „Wenn der Sturz misslingt, war’s das!“
Zum Glück glitt das Pastamonster perfekt gebräunt aus der Form (How ‘Binging With Babish’ Makes His Masterful Motion-Picture Meals). Babish atmete durch und kochte weiter – der Rest ist (Internet-)Geschichte. Noch 2016 landete er seinen ersten viralen Hit mit dem legendären „Moistmaker“-Sandwich aus Friends. Plötzlich explodierten die Klickzahlen, Reddit und Co. hypten seine Videos, und Babish konnte seinen Bürojob kündigen, um Vollzeit YouTube-Koch zu werden.
Heute, knapp ein Jahrzehnt später, ist aus dem Küchen-Nerd von einst eine einflussreiche Figur der Foodszene geworden – mit über 10 Millionen Abonnenten und mehr als 2,8 Milliarden Views auf seinem Kanal. Babish hat inzwischen die Diamond-Play-Button-Ehre (10 Mio. Abos, erreicht 2023) im Regal und lässt viele TV-Köche alt aussehen: Auf YouTube umrundet er Jamie Oliver & Co. mühelos und muss sich nur noch vor Gordon Ramsay geschlagen geben (Andrew Rea: the YouTube chef cooking up a storm | Food | The Guardian). Nicht schlecht für jemanden, der ursprünglich nur ein bisschen mit Licht und Kamera in seiner Bude herumspielen wollte! Die Reise vom unbekannten Hobbykoch zum YouTube-Star klingt fast zu kitschig, wäre da nicht Babishs trocken-sarkastische Art, die das Ganze würzt. Er selbst bezeichnet seinen Erfolg gerne als Unfall und betont, er sei kein gelernter Koch – „Meine Fehler gehören dazu, die Zuschauer sollen sehen, wie ich ins Fettnäpfchen trete und wieder rauskomme.“
TV-Snacks nachgekocht: Babishs absurdeste Kult-Rezepte
Der berüchtigte „Moistmaker“ aus Friends – ein dreistöckiger Truthahnsandwich-Turm mit gravygetränkter „feuchter Macher“-Brotscheibe in der Mitte. Babish machte daraus einen ernstzunehmenden Gaumenschmaus, bei dem Fans nostalgisch wie Ross Geller wurden (Ross Geller’s Moist Maker Sandwich – Eating Books).
Babishs Erfolgsrezept ist so einfach wie genial: Nimm ein ikonisches Gericht aus Film oder Serie, koche es originalgetreu nach – koste es, was es wolle – und verleihe dem Ergebnis einen eigenen Twist. Von appetitlich bis abstoßend ist dabei alles vertreten, Hauptsache kultig.
Best-of der bizarrsten Babish-Kreationen:
- Der „Moistmaker“ (aus Friends): Ein Thanksgiving-Leftover-Sandwich mit einer extra Scheibe in Soße getunktem Brot in der Mitte. Klingt eklig? Babish fand auch den Namen „disgusting“ – ließ sich aber nicht lumpen, eine komplette Truthahldinner-Orgie aufzutischen, nur um Ross’ Lieblingssandwich original nachzubauen (Make Friends’ Infamous ‘Moist Maker’ Thanksgiving). Sein Video zu diesem Monster-Mittagessen zog die Massen an („mesmerizing“ nannte es ein Magazin) und überzeugte ihn selbst, die Show ernsthaft weiterzuverfolgen (Andrew Rea Recreates Food from TV on ‘Binging with Babish’ | Bon Appétit). Am Ende war der „Moistmaker“ tatsächlich lecker genug, um niemanden ins Anger-Management zu treiben.
- „Prison Pad Thai“ (inspiriert von The Wire und Gefängnis-Kochmythen): Was tun, wenn man Lust auf Pad Thai hat, aber nur Instant-Ramen, Erdnussbutter und Tabasco zur Hand? Genau – Babish hat diese Knast-Kulinarik tatsächlich umgesetzt. In seiner Küche wurde der Tresen zum Zellentisch: Zerbröselte Nudeln, heißes Wasser mit Tauchsieder erhitzt, Erdnussbutter für die Sauce – Orange is the New Snack. Das Ergebnis? Überraschend essbar, aber so schräg, dass man sich beim Zusehen fast wie ein Mithäftling fühlt. Babish bewies mit diesem Experiment augenzwinkernd, dass Kulinarik auch hinter schwedischen Gardinen möglich ist – oder zumindest auf YouTube. (*Fun-Fact: * Tatsächlich kursieren echte Jailhouse-Rezepte für solches „Pad Thai“ aus Ramen und Peanutbutter (10 of the best (or worst?) prison recipes).)
- „Milk Steak“ aus It’s Always Sunny in Philadelphia – ein Steak, in Milch gekocht und mit Jelly Beans garniert. Sieht so absurd aus, wie es klingt.
Babish’ Urteil: „Konzeptuell widerlich“ (Binging With Babish’s Andrew Rea Reveals The Most Disgusting Dish He’s Ever Made – Exclusive), aber er hat’s durchgezogen – und dabei dezent gewürgt.
„Milk Steak“ (aus It’s Always Sunny in Philadelphia): Ein Gag-Essen, das in der Serie nie wirklich gezeigt wird – bis Babish kam. Er nahm ein schönes Ribeye-Steak… und kochte es in Milch, um es dann mit einer Handvoll Gummibohnen zu verzieren. Bon Appétit?
Dieser Anblick allein reicht, um gestandenen Köchen Alpträume zu bereiten. Babish kostete natürlich pflichtbewusst: Geschmacklich wohl gar nicht so katastrophal, aber Optik und Mundgefühl sind ein Trauma. Kein Wunder, dass er dies als das ekligste Gericht bezeichnet, das er je gemacht hat.
Gerade als Babish damals dieses „Milk Steak“ zubereitete, erfuhr er von der Verlobung seiner Ex mit dem Kerl, mit dem sie ihn betrogen hatte. Ob die bittere Note vom Gericht oder den Umständen kam, bleibt sein Geheimnis.
- Buddy’s Dessert-Spaghetti (aus Elf): Will Ferrells Figur Buddy vermischt in dem Weihnachtsfilm genüsslich Spaghetti mit Schokosirup, Marshmallows, Smarties und allem Zuckerzeug, das greifbar ist.
Babish, nie um eine Herausforderung verlegen, setzte sich ebenfalls eine Buddy-Mütze auf und rührte diese Zuckerschock-Pasta zusammen (Breakfast Dessert Pasta from Elf | Babish). Beim Anblick von Nudeln in Ahornsirup und Schokosoße sind wir noch dabei, auch wenn es hart ist – und tatsächlich musste Will Ferrell beim Dreh damals brechen, so widerlich war die Pampe (Dessert Pasta from Elf | Botched by Babish – YouTube). Babish hingegen blieb standhaft (respekt!), probierte ein Gabel voll und verzog das Gesicht auf unnachahmliche Weise.
Als gelernter Filmemacher achtete er dabei sogar auf Details: Im Hintergrund blinkten Weihnachtslichter, um die Elf-Atmosphäre perfekt nachzustellen. Danach bereitete er sich – verständlicherweise – eine essbare Version der Pasta zu, um den Geschmack von Kaugummi-Sauce wieder loszuwerden. (Breakfast Dessert Pasta from Elf | Babish) Buddy’s „Frühstücks-Pasta“ aus Elf – ein Teller Spaghetti mit Sirup, Süßigkeiten und Marshmallows. Babish rekonstruierte dieses zuckrige Verbrechen gegen die italienische Küche originalgetreu, nur um hinterher eine normale Version zu kochen (und seine Geschmacksnerven zu retten).
- „Eggs Woodhouse“ (aus Archer): Was bekommt ein verzogener Cartoon-Geheimagent zum Frühstück? Ein dekadentes Eiergericht mit allem Drum und Dran: pochierte Eier auf einem Bett aus Trüffeln, Kaviar, Ibérico-Schinken, Spargel, Saffran-Hollandaise – und als wäre das nicht genug, garniert mit Blattgold.
In der Serie natürlich als übertriebener Witz gemeint, aber Babish machte ernst. Er scheute keine Kosten: ~75 $ für den Schinken, ~70 $ für Trüffel und dazu echtes essbares Gold für die Deko (How ‘Binging With Babish’ Makes His Masterful Motion-Picture Meals).
Das Ergebnis: eine Cholesterinbombe der Extraklasse, die vermutlich mehr gekostet hat als ein Monatsmiete. Doch Babish hatte einen guten Grund: Die Folge war ein Charity-Special, Erlöse gingen an einen guten Zweck (Eggs Woodhouse For Good from Archer – Pinterest) – ganz nach dem Motto „Kalorien für Karitatives“. Und ja, er hat auch diese sündhafte Eggs Benedict-Variante probiert und überlebt, mit dem Fazit, dass Luxus-Zutaten im Überfluss nicht automatisch leckerer sind – aber definitiv für klickträchtiges Kopfschütteln sorgen.
Diese Beispiele sind nur ein Ausschnitt aus Babishs verrücktem Rezept-Archiv.
- Von der „Krabby Patty“ (SpongeBobs Burger) über
- Harry Potters Kürbispasteten bis hin zum
- „Luther Burger“ (eine Donut-Burger-Abomination aus The Boondocks) – Babish hat sich unzähligen kulinarischen Fiktionen gestellt.
Faszinierend ist, dass er oft zwei Anläufe pro Rezept zeigt: Erst die authentische Version, die manchmal ungenießbar ist, und dann eine optimierte Variante, die tatsächlich schmeckt. So lernt man z.B., dass man Mark Corrigans ekelhafte Peep Show-Pasta mit Baked Beans besser durch Kichererbsen und Spinat ersetzt. Babish verwandelt damit jeden kulinarischen Trash in einen Schatz – ein bisschen wie ein Food-Alchemist. Und wir Zuschauer lernen ganz nebenbei kochen, während wir über absurde Zutatenkombos lachen (Andrew Rea: the YouTube chef cooking up a storm | Food | The Guardian).
Von 0 auf 10 Millionen: Popkultur, Community und Kooperationen
Babishs Kanal Binging with Babish ist längst mehr als nur eine YouTube-Show – er ist ein eigenes kleines kulinarisches Universum (passenderweise hat Rea den Channel 2020 in Babish Culinary Universe umbenannt (The Untold Truth Of Andrew Rea)). Die Popkultur-Referenzen funktionieren als gemeinsamer Nenner, der Filmfans, Serienjunkies und Foodies zusammenbringt. Allein während der Lockdown-Monate 2020 schoss seine Abonnentenzahl von 5 auf 8 Millionen hoch, als plötzlich jeder daheim kochte und Entertainment suchte (Andrew Rea – Wikipedia). In dieser Zeit begann Babish auch, Gastköche und Freunde ins Boot zu holen – etwa die bekannte Köchin Sohla El-Waylly, die in Stump Sohla abgefahrene Herausforderungen meisterte. So wurde aus dem Ein-Mann-Kanal eine Art Avengers-Team der Online-Küche, ein Babish Cinematic Universe mit Spin-offs für Basics, Botched-Gefails und mehr.
Babishs Community ist so engagiert, dass sie ihm auf allen Plattformen folgt: Auf Instagram bestaunen über eine Million Fans seine neuesten Kreationen und Küchenschlachten, auf Patreon unterstützen viele ihn finanziell (schon 2017 erreichte er sein Finanzierungsziel von $10k/Monat), damit noch mehr verrückte Videos entstehen können. Seine Fangemeinde nennt sich augenzwinkernd die Babish Horde und kocht fleißig nach – auf Reddit teilen Nutzer ihre Versuche, ob gelungen oder grandios gescheitert. Babish selbst reagiert sympathisch auf Fanposts, teilt gelungene Nachbauten in seinen Videos und ist sich auch nicht zu schade, eigene Patzer auszubügeln: In der Reihe Botched by Babish korrigiert er Rezepte, bei denen ihm Fans Fehler nachgewiesen haben (z.B. britische Kürbispasteten, die er anfangs falsch interpretiert hatte) (Babish Culinary Universe – Wikipedia). Dieser offene Umgang verstärkt die Bindung zur Community enorm. Hier wird nicht von oben herab doziert – Babish kocht mit seinem Publikum.
Auch die Kollaborationen lesen sich wie ein Who’s Who der Food- und Popkultur-Welt. Jon Favreau, Regisseur von Iron Man und passionierter Hobbykoch, outete sich als Babish-Fan und lud Rea in seine Netflix-Show The Chef Show ein (“The Chef Show” Extra Helpings with Babish (TV Episode 2019)). Umgekehrt tauchte Favreau auch in Babishs Videos auf – man spürt gegenseitige Wertschätzung dafür, fiktives Essen real erlebbar zu machen. Maisie Williams (Arya Stark aus Game of Thrones) schaute vorbei, als sie in New York war, und Babish kochte (ironischerweise ein etwas missglücktes Gericht, was sie aber mit Humor nahm). YouTube-Stars wie MatPat oder die Jungs von BuzzFeed kollaborierten ebenfalls mit ihm – etwa um zusammen Buddy’s Elf-Spaghetti zu verköstigen (eine Challenge, die mehr Mut erforderte als mancher Stunt). Babish hatte sogar einen Auftritt bei Sean Evans’ Hot Ones, wo er beim Würzen seiner Gerichte ja bereits Chilischmerz erprobt war und souverän die scharfen Wings meisterte (mit einem Tattoo-Upgrade als Bonus, wie die Anekdote geht).
Neben Promi-Kontakten hat Babish auch handfeste Projekte am Start: Mehrere Kochbücher hat er veröffentlicht, darunter Eat What You Watch (2017) und Binging with Babish (2019), letzteres schaffte es auf die New York Times Bestsellerliste – mit einem Vorwort von keinem Geringeren als Jon Favreau! 2021 hat er eine eigene Küchenutensilien-Linie auf den Markt gebracht: Vom Babish-Messer bis zur Rührschüssel kann man sich nun die Ausstattung des Meisters nach Hause holen. Es wirkt fast, als baue Babish tatsächlich an einer „kulinarischen Weltherrschaft“ – oder zumindest an einem Multimedia-Imperium, wie es der Hollywood Reporter prophezeit (The Untold Truth Of Andrew Rea). Doch trotz all dieser Erfolge bleibt er seiner Linie treu: Die eigentlichen Stars sind die Gerichte
ASMR statt Anschreien: Was Babish anders macht als klassische Kochshows
Warum lieben so viele Menschen Binging with Babish? Schließlich gab und gibt es dutzende Kochsendungen – von Julia Childs charmantem Chaos der 60er über Jamie Olivers lässige Küche bis hin zu Gordon Ramsays temperamentvollen Ausrastern. Babish hat ein ganz eigenes Rezept gefunden, das klassische Shows auf den Kopf stellt:
- Kein Chef-Gehabe, sondern Community-Nähe: Wo TV-Köche oft als unerreichbare Experten inszeniert werden, präsentiert sich Babish als selbstlernender Küchen-Nerd. Er betont regelmäßig, dass er kein Profi ist und vieles zum ersten Mal kocht. Fehler passieren vor laufender Kamera – ein angebrannter Topf hier, ein Mixer-Explosions-Malheur dort (How ‘Binging With Babish’ Makes His Masterful Motion-Picture Meals) – und anstatt sie rauszuschneiden, zelebriert Babish die Pannen. Das wirkt ehrlich und sympathisch. Alton Brown, bekannt aus Good Eats, vermittelte zwar auch Küchenwissen unterhaltsam, aber Babish toppt das mit der Extra-Portion Selbstironie.
- ASMR-Charme und cineastische Ästhetik: In Babishs Videos dominiert eine fast meditative Ruhe. Man hört das Zischen der Pfanne, das Schneiden der Messer, das Kneten des Teigs – Geräusche, die Food-ASMR-Fans lieben. Seine tiefe, ruhige Erzählerstimme kommentiert das Geschehen trocken, ohne zu schreien oder zu hetzen. Das ist das krasse Gegenteil zu Gordon Ramsays hektischem Hell’s Kitchen-Gebrüll. Babish gibt dir das Gefühl, mit ihm zusammen spätabends in der Küche zu stehen, während im Hintergrund leichte Jazz- oder Rockklänge laufen (Andrew Rea Recreates Food from TV on ‘Binging with Babish’ | Bon Appétit). Viele Zuschauer (naja… ich) berichten, sie schauen die Videos zur Entspannung – Küchen-Yoga für die Ohren, sozusagen. Dazu kommt der filmische Look: Rea, als ausgebildeter Filmemacher, achtet auf Beleuchtung und Kameraeinstellungen wie in einem Kinofilm. Jede Zutat wird in Szene gesetzt, Schnitte sind flott aber wohldosiert, oft beginnt ein Clip mit einem kurzen Ausschnitt aus dem entsprechenden Film/der Serie. Das Auge isst hier definitiv mit. Man könnte sagen, Babish ist der Bob Ross der Küche, nur dass statt sanftem Pinselstrich ein sanft köchelnder Eintopf beruhigt.
- Nerd-Nostalgie: Babish trifft einen Nerv bei Millennials und Gen Z, weil er ihre Lieblings-Serien und -Filme auf den Teller bringt. Er weckt Erinnerungen: an die Kindheit (wenn er die Ratatouille-Ratatouille kocht, duftet es förmlich nach Pixar-Magie) oder an den Lieblings-Sitcom-Moment (Stichwort: Ross’ Zusammenbruch wegen des Sandwichs). Dieses Crossover aus Popkultur und Kochen ist einzigartig. Klassische Shows kochen Rezepte – Babish kocht Erinnerungen nach. Das schafft eine emotionale Bindung. Jeder Klick auf ein Babish-Video ist auch ein kleines „Weißt du noch…?“-Gefühl. Und mal ehrlich, wer wollte nicht schon immer wissen, wie Harry Potters Butterbier schmeckt oder ob Scooby Doos riesige Sandwiches wirklich so gut sind? Babish stillt diese nerdige Neugier mit sichtlicher Freude.
- Interaktion und Humor: Babish’ trockener, teils schwarzer Humor durchzieht jedes Video. Er kommentiert etwa beim Anrichten des Meat Tornado Burrito (aus Parks & Rec), dass dieses Ungetüm “wahrscheinlich einen kleinen Teil von mir töten wird – aber hey, auf geht’s!” Solche Sprüche, gespickt mit Anspielungen (z.B. ein „Put that thing back where it came from, or so help me!“-Zitat beim Monster-Sandwich). Er duzt sein Publikum implizit, spricht die Zuschauer aber selten direkt an – eher so, als würde er laut mit sich selbst reden. Das ist im Ton informell und freundschaftlich. Klassische Shows haben oft einstudierte Gags oder Sidekicks; Babishs Humor wirkt organisch, entspringt der Situation – wenn ihm z.B. bei der „Lobstersoul“ (Hummerseele für einen Adventure Time-Sandwich) nichts Besseres einfällt, als die Hummerteile zu einer Aioli zu verarbeiten, mit dem Kommentar: „Sorry, echte Seelen sind gerade aus.“ . Sowas würdest du in einer traditionellen Kochshow nie hören.
Babish bietet kulinarisches Entertainment für die Streaming-Generation. Er kombiniert das Beste aus beiden Welten – die Wissensvermittlung einer Alton Brown (Babish erklärt nebenbei Techniken, vom Truthahn tranchieren bis zum Nudeln machen, ganz ohne Zeigefinger), die Leidenschaft eines Jamie Oliver, aber verpackt in die zugängliche, selbstironische Art eines modernen YouTubers. Und er hat etwas geschaffen, das klassische TV-Shows nie hatten: Ein Cross-Media-Universum, wo Rezepte, Running Gags (Whiskey als Zutat, seine tätowierten Bartender-Arme im Bild) und die Persönlichkeit des Hosts miteinander verschmelzen. Babish ist nicht bloß Koch – er ist Regisseur, Kameramann, Autor und Darsteller in Personalunion (Andrew Rea Recreates Food from TV on ‘Binging with Babish’ | Bon Appétit). Das spürt man in jedem Frame.
Ein sarkastischer Super-Star der Küchen-Popkultur
Babish am Werk: High-Tech in der Hobbyküche, Kameras, Neonlichter (in unserer Vorstellung) und jede Menge Hingabe. Dieser Mann hat YouTubes Küchenlandschaft im Sturm erobert – ohne sein markantes Apron je abzulegen.
Andrew Rea alias Babish hat etwas geschafft, wovon traditionelle TV-Köche nur träumen können: Er ist zur Kultfigur einer ganzen Generation von Koch- und Filmfans geworden – mit einer Show, die gleichermaßen ans Zwerchfell und an die Nostalgie geht. Sein Erfolgsrezept? Eine großzügige Prise Sarkasmus, ein Pfund Popkultur und ganz viel Herzblut im Mörser mit Humor zerstampft. Vom unbekannten YouTuber hat er sich zum einflussreichen Food-Entertainer mit Millionenpublikum entwickelt, dabei aber den Charme des nerdigen Bastlers bewahrt. Babish zeigt, dass Kochen mehr sein kann als Nahrungszubereitung – nämlich ein Spaß, ein Spiel mit Erinnerungen und Geschmacksnerven, ein Binge-Watching-Erlebnis für den Gaumen.
In einer Welt, in der klassische Kochshows oft nur lauwarme Neuauflagen alter Rezepte liefern, wirkt Binging with Babish wie eine Steve Jobs Präsentation. Hier wird gelacht, gelernt und gelöffelt – manchmal alles zugleich. Babish hat uns gelehrt, dass Fehlschläge in der Küche okay sind, solange man dabei eine gute Zeit hat und vielleicht eine Referenz an Star Wars einbaut. Er hat uns mitgenommen auf eine Reise durch die fiktiven Küchen unserer Lieblingsfilme und -serien und diese Fantasien auf unseren Bildschirm (und Teller) gebracht. Und ganz nebenbei hat er bewiesen, dass man auch ohne gehobene Gastro-Ausbildung die Massen begeistern kann – wenn man denn eine gehörige Portion Leidenschaft und Kreativität untermischt.
Am Ende des Tages ist Babish mehr als „nur“ ein YouTube-Koch. Er ist der sarkastische Chronist der kulinarischen Popkultur, der uns zeigt, wie man mit Schneebesen und Kamera Magie erschafft. Ob er nun ein buttertriefendes Cartoon-Gericht erträglich macht oder ein Sterne-Menü aus einem Anime zaubert – wir schauen fasziniert zu, schlürfen virtuell mit und fühlen uns bestens unterhalten. Und sind wir mal ehrlich: Spätestens nach dem dritten Babish-Video ertappt man sich dabei, selbst Lust zu bekommen, einen Krusty Burger nachzubrutzeln oder die „Verbotene Nachspeise“ aus SpongeBob zu probieren. Babish hat uns das Bingen in der Küche gelehrt – und dafür gebührt ihm (ruhiger ASMR) Applaus. Auf die nächsten zehn Millionen Abos und unzählige nerdige Nachkoch-Abenteuer!
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