Masataka Taketsuru, oft als der „Vater des japanischen Whiskys“ gefeiert, hat eine Geschichte, die ebenso facettenreich ist wie die Aromen eines guten Single Malts. Geboren 1894 in Hiroshima (ja, genau) und in einer Sake-Brauerfamilie aufgewachsen, träumte Taketsuru früh von einem „westlichen“ Getränk, das ihn schließlich nach Schottland führen würde (puh, gerettet!). Im Jahr 1918 wagte er sich ins Land des Scotch – nicht nur, um an der Universität Glasgow Chemie zu studieren, sondern auch, um die heiligen Hallen schottischer Brennereien wie Longmorn und Hazelburn zu betreten und Whisky-Handwerk direkt vom Fass zu lernen ( Chilled Magazine ).
In Schottland begegnete er Jessie Roberta „Rita“ Cowan, die ihm nicht nur das Herz, sondern auch den Mut für seine Zukunftspläne schenkte. Gemeinsam kehrte das Paar 1920 nach Japan zurück, wo Taketsuru zunächst für Kotobukiya (heute bekannt als Suntory) arbeitete. Hier setzte er entscheidende Schritte für die Errichtung von Japans erster Whisky-Destillerie, Yamazaki, bevor es zu kreativen Differenzen mit dem Gründer Shinjiro Torii kam. Taketsurus Vision vom authentischen, schottischen Whisky-Stil stieß bei Torii auf Widerstand, sodass sich Taketsuru entschloss, seinen eigenen Weg zu gehen ( NIKKA WHISKY )
Dieser Weg führte ihn nach Hokkaido, wo er 1934 (und damit kein Bisschen zu spät, um rechtzeitig aus Hiroshima abzuhauen) die Yoichi-Destillerie gründete. Die raue, kühle Umgebung erinnerte ihn an die schottischen Highlands, die perfekte Kulisse für seine Interpretation des schottischen Whiskys. Doch die ersten Jahre waren härter als ein ungefilterter Bourbon. Um über die Runden zu kommen, verkaufte das Paar Apfelsaft und Rita gab Englischunterricht. Erst 1940 konnte Taketsuru sein erstes Whisky-Produkt unter dem Namen Nikka auf den Markt bringen – ein Meilenstein für japanische Whisky-Geschichte ( NIKKA WHISKY).
Heute gehört Nikka Whisky zu den renommiertesten Marken weltweit und ist das Erbe von Taketsurus kompromissloser Hingabe. Nikka verkörpert, wie japanische Präzision und schottische Tradition zu einer perfekten Fusion verschmelzen.
Taketsurus Abenteuer endete nicht mit der Destillation des ersten Whiskys – vielmehr begann hier die spannende Entwicklung eines geschmacklichen Vermächtnisses. Taketsurus Whiskys folgen seiner Philosophie: Er legte Wert auf komplexe Aromen, die sowohl Tiefe als auch Balance zeigen und das Beste aus beiden Kulturen – der japanischen Präzision und der schottischen Tradition – vereinen.
Geschmacksprofil und Besonderheiten der Nikka Whiskys
Taketsurus erster Erfolg, der Yoichi Single Malt, ist ein Whisky, der als Herzstück der Marke Nikka gilt und heute weltweit geschätzt wird. Das Geschmackserlebnis beginnt mit einem Hauch von Rauch und endet in einer salzigen Meeresbrise – ein Tribut an die nordjapanische Küste Hokkaidos, die an Schottlands Highlands erinnert.
Yoichi Single Malt wird oft als kräftig, würzig und leicht rauchig beschrieben, mit Noten von Karamell, Früchten und einer sanften Honigsüße, die das Erlebnis abrunden
Ein weiterer Star im Portfolio ist der Miyagikyo Single Malt, der in der Miyagikyo-Destillerie in der Miyagi-Präfektur hergestellt wird. Dieser Whisky unterscheidet sich durch seine florale und fruchtige Note, die eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Miyagikyo steht für eine sanftere und elegantere Interpretation des japanischen Whiskys, die mit subtilen Noten von Birne, Melone und ein wenig Vanille überzeugt
Der bekannte Nikka From the Barrel ist ein Blend, der das Beste aus verschiedenen Fässern vereint und für seinen komplexen, kraftvollen Charakter gefeiert wird. Die Mischung umfasst sowohl Single Malts als auch Grain Whisky und bietet intensive, würzige Noten mit einer warmen, anhaltenden Süße, die an Schokolade und Trockenfrüchte erinnert. Viele Kenner loben die Vielschichtigkeit, die dieser Whisky selbst in kleinen Mengen entfaltet
Nikka Whisky Distilling Co. und Unternehmensphilosophie
Die Nikka Whisky Distilling Co. wurde 1934 als „Dai Nippon Kaju“ gegründet, was so viel bedeutet wie „Große Japanische Saftfabrik“ – ein Name, der an die Zeit erinnert, in der das Unternehmen Apfelsaft herstellte, um über die Runden zu kommen. Erst später wurde es in Nikka Whisky umbenannt, und heute ist das Unternehmen eine Tochtergesellschaft des Asahi-Bierkonzerns. Mit zwei großen Destillerien – Yoichi und Miyagikyo – pflegt Nikka die von Taketsuru eingeführten traditionellen Methoden
Die Yoichi-Destillerie ist bekannt für ihre traditionelle Herangehensweise: Hier wird immer noch auf direkte Holzkohlefeuerung gesetzt, eine Methode, die fast vollständig aus der Whiskyproduktion verschwunden ist. Diese Technik trägt zu den charakteristischen rauchigen und torfigen Aromen bei, die Yoichi-Whiskys einzigartig machen. Die destillierte Flüssigkeit reift in Eichenfässern, die dem Whisky mit der Zeit eine leichte Würze und Süße verleihen
Die Miyagikyo-Destillerie hingegen setzt auf die sanfte Umgebung des Gebiets, um Whiskys mit einer eleganteren, fruchtigeren Note zu produzieren. Die Destillerie ist in ein Tal eingebettet, umgeben von zwei Flüssen, was für eine gleichmäßige Luftfeuchtigkeit sorgt – ideale Bedingungen für eine langsame Reifung. Miyagikyo experimentiert auch mit Coffey-Stills, die aus der schottischen Brennerei Calder importiert wurden und seitdem im Einsatz sind. Diese kontinuierliche Destillationsmethode bringt besonders weiche, runde Grain-Whiskys hervor, die unter Kennern besonders geschätzt werden.
Warum kein Scotch?
Japanischer Whisky unterscheidet sich in mehreren Aspekten von schottischem Single Malt wie Laphroaig, das für seinen intensiven, torfigen Charakter bekannt ist. Die Unterschiede liegen dabei sowohl im Geschmack als auch in den Herstellungspraktiken und der Philosophie der Brennmeister.
1. Geschmack und Torfigkeit
Schottische Whiskys wie Laphroaig, besonders die von der Insel Islay, sind für ihre starke Torfnote und rauchigen Aromen bekannt. Diese Whiskys verwenden intensiv getorftes Malz, das beim Trocknen des Malzes über Torffeuer entsteht und einen unverwechselbaren, erdigen Geschmack erzeugt. Japanische Whiskys, vor allem die von Nikka und Suntory, tendieren dagegen zu einem weicheren, ausgewogeneren Profil, oft mit floralen und fruchtigen Noten. Der Geschmack wird als subtiler beschrieben, da japanische Destillerien in der Regel weniger stark getorftes Malz verwenden und statt auf Rauch und Torf mehr auf Eleganz und Vielschichtigkeit setzen
2. Herstellungsmethoden
In der Produktion setzen japanische Brennereien oft auf Flexibilität und Kreativität. Ein Beispiel ist die Nutzung verschiedener Brennblasen und Fermentationszeiten, um eine größere Vielfalt an Geschmacksrichtungen zu erzielen. Dies steht im Kontrast zu den eher traditionellen, unveränderten Methoden, die in schottischen Brennereien wie Laphroaig eingesetzt werden. Zudem experimentieren japanische Brennereien häufig mit unterschiedlichen Fassarten, wie Mizunara-Eiche, die dem Whisky eine einzigartige würzige Note verleiht, die in Schottland kaum zu finden ist
3. Standort und Klima
Das Klima in Japan ist stärker von Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen geprägt als das kühle, relativ konstante Klima Schottlands. Diese klimatischen Bedingungen beschleunigen die Reifung und führen zu einem etwas schnelleren Reifeprozess, was den japanischen Whiskys eine komplexe, aber milde Tiefe verleiht. In Hokkaido, wo Nikkas Yoichi-Destillerie liegt, herrschen raue Wetterbedingungen ähnlich den schottischen Highlands – was Taketsuru ursprünglich dazu veranlasste, diesen Standort zu wählen
4. Philosophischer Ansatz
Ein weiterer Unterschied liegt in der japanischen Whisky-Philosophie. Japanische Brennereien setzen auf ein Konzept, das stark von Präzision und Reinheit geprägt ist, und sehen Whisky oft als Kunstwerk. Diese Philosophie spiegelt sich in einem betonten Balanceanspruch wider, der die Geschmacksnuancen betont, anstatt einen dominanten Geschmack wie Torf in den Vordergrund zu stellen, wie es bei Whiskys wie Laphroaig üblich ist.
Mit diesem Fundament aus Tradition und Innovation hat sich Nikka Whisky einen Namen gemacht, der japanische Präzision und schottische Seele in jedem Tropfen verbindet – ein Vermächtnis, das Taketsurus Vision ehrt und bis heute weltweit Genießer überzeugt.
Und denkt dran, wenn alles um euch herum in Brand gerät, selbst wenn euch eure Frau verlässt, wird Whisky immer für euch da sein:
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