Das GPS (Global Positioning System) ist mehr als nur das Navi in deinem Smartphone,das dich schnurstracks zum nächsten Donut-Shop lenkt. Ursprünglich wurde dieses satellitengestützte Ortungssystem vom US-Militär ins Leben gerufen – quasi als hyperpräziser Pfadfinder für Panzer und Jeeps in weit, weit entfernten Wüsten. Tatsächlich kam GPS erstmals im großen Stil während der Operation „Desert Storm“ im Golfkrieg (1990–1991) zum Einsatz, wo es den Koalitionstruppen ermöglichte, ohne lästige Straßenkarten und Wegweiser auf dem schnellsten Weg zur nächsten Schießerei zu navigieren (Quelle).
Durch diese Superkraft konnte man nicht nur punktgenau Truppenbewegungen koordinieren, sondern auch Waffen- und Versorgungsgüter schlau verteilen. Und weil das US-Verteidigungsministerium irgendwann beschloss, dass es doch ganz cool wäre, wenn auch Zivilisten mal Spaß (ohne Panzer) haben dürfen, wurde GPS schlussendlich für alle freigegeben. Zack, schwupps – heute ist GPS in Smartphones, Autos, Drohnen und selbst in Hundehalsbändern zu finden.
Aber so viel Freiheit ist ungesund. Hier kommt natürlich Russland ins Spiel:
In jüngster Zeit machten Meldungen die Runde, dass Russland gezielt GPS-Signale nahe der polnisch-ukrainischen Grenze stört. Man könnte fast glauben, da laufe eine „dreitägige militärische Spezialoperation“ – nur dass diese 2 Jahre läuft und die Ukraine Russland hart den Hintern versohlt. Jedenfalls kommt hier laut Berichten von Radio Poland (Seite teils Englisch) und Reuters eine raffinierte elektronische Kriegsführung zum Einsatz, um Navigationsdaten gehörig durcheinanderzubringen.
Warum macht man das?
In militärischen Konfliktsituationen ist die Störung von GPS ein Ass im Ärmel. Wenn der Feind plötzlich nicht mehr weiß, wo Norden und Süden ist, können taktische Drohnen nicht mehr punktgenau gesteuert und Koordination von Einheiten verfälscht werden. Ganz zu schweigen von der Gefahr für den zivilen Luftverkehr: Piloten berichteten bereits von irritierten Signalen in ihren Cockpits, was man sich in etwa so spaßig vorstellen kann wie einen Ghettoblaster, der mitten in einem Bach-Konzert einsetzt.
Dass Polen in seiner Funktion als europäisches Texas alles an Waffen kauft, um ja nie wieder russisch zu werden -und diese auch immer schön der Ukraine zusteckt – könnte ebenfalls ein Faktor sein.
Vom Verbandkasten bis zum Kampfjet
Die Fähigkeit, GPS oder andere Navigationssysteme in bestimmten Bereichen zu blockieren oder zu manipulieren, steht hoch im Kurs bei jeder Armee, die in der großen Geopolitik-Lotterie mitmischt. Eine gestörte Verbindung ist für den Gegner oft wie ein Uwe Boll Film: Man fühlt sich vorbereitet und dennoch irgendwie hilflos, wenn das eigene Navi plötzlich verkündet, dass man sich auf dem Grund des Atlantiks befindet.
Gerade Polen, das geografisch zwischen westlichen NATO-Staaten und der Ukraine liegt, ist in dieser Situation wie das unbequeme Sofa in der Ecke – jeder sitzt kurz drauf und rückt es dann wieder hin und her. Wenn Russland den Luftraum an der Grenze stört, setzt das ein Statement: „Wir können (und werden) stören, wenn wir wollen.“ Für NATO-Länder ist das ein umso größerer Weckruf, denn GPS ist längst nicht mehr „nur“ ein nettes Gimmick für Zivilisten, sondern ein lebenswichtiger Pfeiler für moderne Militäroperationen.
Glonass: Russlands galaktische Navigation
Wenn du jetzt denkst, dass nur Onkel Sam im Orbit herumschwebt, liegst du allerdings falsch wie ein abgebrochenes Kartennavi auf halber Strecke. Russland hat sein eigenes System namens Glonass (Globalnaja Nawigazionnaja Sputnikowaja Sistema). Ähnlich wie GPS basiert Glonass auf einer Satellitenkonstellation, die dafür sorgt, dass man von Murmansk bis Wladiwostok (und natürlich auch darüber hinaus, auch wenn Kiew irgendwie schwer erreichbar zu sein scheint..) zuverlässig seine Position bestimmen kann. Interessant ist, dass Glonass ursprünglich ebenfalls für militärische Zwecke entwickelt wurde, ähnlich wie GPS, und sich erst später seinen Weg in die zivile Nutzung bahnte. Einige Smartphones unterstützen heute sowohl GPS als auch Glonass, sodass du die doppelte Portion Satelliten-Power abgreifst, wenn du versuchst, den letzten Pokémon in der Nachbarschaft zu fangen.
Wenn das Navi schweigt
Was lernen wir daraus? GPS, Glonass und Co. sind zwar super, um die nächstgelegene Burger-Bude zu finden – aber niemals vergessen: Ihre Wurzeln liegen tief im militärischen Bodensatz vergraben. Wenn die Armeen dieser Welt beschließen, an der Navischraube zu drehen, kann das sowohl taktisch als auch gesellschaftlich heftige Folgen haben. Gerade in Polen zeigt sich, dass solche Störmaßnahmen bittere Realität sind und weder Batman noch Iron Man mal eben kurz vorbeischauen, um das Satellitensignal wieder auf Kurs zu bringen.
Für Zivilisten bedeutet das: Genieße deine gehobene Navigationsfreiheit, solange sie dir bleibt. Für Militärs heißt das: DESWEGEN habt ihr Karten einnorden gelernt.
Ob auf dem Schlachtfeld oder beim Sonntagsausflug in den Wald – wir navigieren weiter, in der Hoffnung, dass keiner den großen Stecker zieht.
Entdecke mehr von VTK MAGAZINE
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.