Kein Witz: Ein Satellit, der größtenteils aus Holz besteht, hat kürzlich die Erde verlassen. In einer Zeit, in der Metall und Hightech-Keramik dominieren, wagt es Japan, mit „LignoSat“ einen Baum ins All zu schießen. Dieser harzige Himmelsstürmer, entwickelt von Kyoto University und Sumitomo Forestry, ist offiziell der weltweit erste Holzsatellit. Ziel? Die Weltraumtauglichkeit des Materials zu testen – warum auch nicht? Schließlich hielten im 19. Jahrhundert auch Flugzeuge aus Holz durch, bevor Aluminium das Ruder übernahm. Offenbar gibt es eine Renaissance des Materials, nur diesmal mit kosmischer Zielsetzung.
Ein Satellit aus Holz? Ja, wirklich!
Der LignoSat besteht aus Honoki-Holz, einer japanischen Magnolienart, die traditionell für Samurai-Schwertscheiden genutzt wird. Kein Wunder also, dass die Forscher glauben, das Holz sei stark genug für den Weltraum, obwohl keine Schrauben oder Kleber den Satelliten zusammenhalten. Stattdessen setzt er auf traditionelle japanische Handwerkskunst, um auch extremen Temperaturschwankungen von -100 bis 100 Grad Celsius standzuhalten.
Diese Technik, auch als „Kumiki“ oder „Holzverbindungen ohne Nägel“ bekannt, basiert auf perfekt zugeschnittenen Holzstücken, die ineinander greifen und so eine stabile, flexible Struktur bilden. Diese Methode schützt das Holz vor Verformung bei den rasanten Temperaturwechseln im Orbit, indem die natürliche Holzstruktur erhalten bleibt. Eine Bauweise, die auch in Japans historischen Tempeln und Schreinen eingesetzt wird, erweist sich so als echter Hightech-Geheimtipp für den Weltraum ( BGR / Deutsche Welle ).
Mit diesen Ansätzen kombinieren die Entwickler Jahrhunderte altes Wissen und modernen Ingenieursgeist und zeigen, dass auch Materialien aus der Natur Hightech-Standards erfüllen können.
Der Satellit soll sechs Monate im Orbit verbringen und prüfen, wie Holz mit den harten Bedingungen im All klarkommt.
Öko-Innovation oder PR-Gag?
Japan sieht in Holz einen ökologischen Vorteil: Während Metallsatelliten beim Wiedereintritt in die Atmosphäre oft gesundheitsschädliche Aluminiumoxide freisetzen, soll Holz einfach „ökologisch korrekt“ verglühen. „Ein Satellit, der sich selbst recycelt – das ist doch was für die Umweltschützer,“ könnte man meinen. Doch das Forschungsinteresse geht weiter: Holz blockt angeblich Strahlung besser als Metall und soll sich daher als Schutzhülle für Elektronik eignen – eine potenziell wichtige Eigenschaft für künftige Raumschiffe oder Datenzentren auf Mond und Mars.
Japanische Waldträume: Satelliten, Mondhäuser und mehr
Die Entwickler von LignoSat träumen bereits groß: Mit dem Ziel, Holz nicht nur im Orbit, sondern auch auf fremden Planeten zu verwenden, planen sie Holzhäuser auf Mond und Mars. Das klingt abenteuerlich, aber angesichts der Tatsache, dass dieses feste Material im Weltraum gezüchtet werden könnte, könnte dies der erste Schritt in eine ressourcenschonende Raumfahrt sein (abgesehen vom Wasser, Dünger, und dem ganzen anderen Stuff, den Blumen so brauchen). Tatsächlich träumt Takao Doi, einer der beteiligten Forscher und Ex-Astronaut, davon, Elon Musk und SpaceX für eine Serienproduktion von Holzsatelliten zu gewinnen. Wer weiß, vielleicht bestellen wir in zehn Jahren unser Ticket zu einem Holz-Chalet auf dem Mond. (Wir von VTK neben aber den Tritanium-Tempel mit dem Sternenflotten-Abzeichen nebenan, klar oder?)
Mit LignoSat zeigen die Japaner: Ein wenig Holz im Weltraum bringt die Menschheit ein Stück näher zu einer nachhaltigen Zukunft – und das mit der uralten Kraft des organischen Materials.
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