Wer braucht schon eine Diskussion darüber, ob Gul Dukat ein Held oder ein Monster ist? Die Antwort ist doch klar, oder? Nicht nur irgendein Held, sondern der strahlende Ritter in glänzender Rüstung, der die Last von Cardassia auf seinen breiten, von Machtlust getriebenen Schultern trägt. Vergessen wir doch einfach die kleinen Details wie Kriegsverbrechen, Folter und Verrat. Das sind nur Fußnoten in der großartigen Saga eines Mannes, der alles nur für das Wohl seines Volkes tut. Ein wahrer Philanthrop.
Präfekt und Menschenfreund: Bajors Protektor
Dukat sieht sich selbst als den gütigen Präfekten von Bajor, der sich nichts sehnlicher wünscht, als das primitive Bajoranische Volk auf den Pfad der Erleuchtung zu führen – natürlich unter der liebevollen Obhut Cardassias. Ja, es gibt da diesen kleinen Kollateralschaden – ein bisschen Zwangsarbeit hier, ein bisschen Ausbeutung dort – aber wer könnte das schon übelnehmen? Schließlich ist alles nur im Dienst der Zivilisation. In Dukats Weltanschauung ist Bajor ohne ihn wie ein Korkenzieher ohne Korken – völlig nutzlos. Seine Aussage „Ich habe nur getan, was nötig war, um Ordnung zu schaffen“ ist eine dieser herrlichen Untertreibungen, die ihn in seinen eigenen Augen als den einzig wahren Freund der Bajoraner erscheinen lassen.
Benjamin Sisko: Der ewige Dorn in Dukats majestätischer Seite
Natürlich wäre Dukats heroische Reise nicht komplett ohne seinen treuen Gegenspieler – Captain Benjamin Sisko. Dukat hat eine ganz besondere Beziehung zu Sisko, die man wohl als eine Mischung aus Vater-Sohn-Dynamik und leichtem Größenwahn beschreiben könnte. Sisko ist für Dukat das, was ein ungezogener Hund für einen Hundebesitzer ist: frustrierend, aber doch irgendwie faszinierend.
Schließlich versucht Sisko immer wieder, Dukats perfekt durchdachte Pläne zu durchkreuzen – sei es, indem er die bajoranischen Rebellen unterstützt oder einfach nur, indem er Dukats Großartigkeit nicht anerkennt.
Doch Dukat bleibt geduldig, er sieht Sisko als eine Art rebellisches Kind, das einfach noch nicht erkennt, was das Beste für es ist. „Wenn mein Sohn auf diesen Tag zurückblickt, wird er sich nur daran erinnern, dass ein Offizier der Föderation in sein Zuhause eingedrungen ist und seinen Vater an seinem elften Geburtstag ferngehalten hat“, erzählt Dukat mit einer Tragik, die jedem Oscar-reifen Monolog gerecht wird. Dass er sich damit selbst als den armen, missverstandenen Vater positioniert, während Sisko der böse, schikanierende Eindringling ist, versteht sich von selbst.
Kira Nerys: Die undankbare Rebellin
Und dann ist da noch Kira Nerys, oder wie Dukat sie wahrscheinlich nennt: „Kira Nervous“. Denn sie hat offensichtlich kein Verständnis für seine gütigen Bemühungen, Bajor zu einer besseren Welt zu machen.
Für Dukat ist Kira das Paradebeispiel einer undankbaren Rebellin, die seine „Opfer“ für Bajor einfach nicht zu schätzen weiß.
Er betrachtet ihre ständige Auflehnung gegen seine „wohlwollende“ Herrschaft als pubertäre Trotzreaktion. Als er ihr einmal sagt: „Ich bin ein viel komplizierterer Mann, als du mir zutraust“, versucht er verzweifelt, ihr seine tiefere, feinere Seite nahezubringen – natürlich ohne Erfolg.
Aber Dukat wäre nicht Dukat, wenn er nicht den unermüdlichen Versuch unternehmen würde, Kira von seiner Sichtweise zu überzeugen. Er lässt keine Gelegenheit aus, um ihr zu zeigen, dass er eigentlich der bessere Anführer für Bajor wäre – oder zumindest derjenige, der in seiner eigenen Vorstellung das Universum regieren sollte.
Doch Kira bleibt stur, unfähig, den Wert von Dukats „großzügigen Angeboten“ zu erkennen.
Der auserwählte Messias: Diener der Pah-Wraiths und Visionär
In den letzten Kapiteln seiner unendlichen Reise in Richtung Ruhm und Größe, schlägt Dukat eine neue Richtung ein: Er wird zum religiösen Fanatiker und, weil es einfach nicht anders sein kann, zum Messias der Pah-Wraiths. Warum sich mit den einfachen Sterblichen abgeben, wenn man die unsterblichen Feinde der bajoranischen Propheten an seiner Seite haben kann? In seiner neuen Rolle sieht er sich als auserwählten Retter, der Bajor und die Föderation endlich das geben wird, was sie wirklich verdienen – seine gerechte Strafe.
Natürlich kann man die Morde und den Wahnsinn, die auf diesem Weg begangen werden, als „Opfer“ für ein größeres Gut betrachten. So sieht es zumindest Dukat. „Die Pah-Wraiths haben dich als würdig befunden“, verkündet er Kai Winn, während er sie in seinen Wahn zieht. Für Dukat ist das nur der nächste logische Schritt auf seiner Reise zu absoluter Macht – ein „wahrer“ Kardassianer eben.
Ein Mann, ein Mythos
Es gibt viele Worte, um Gul Dukat zu beschreiben, aber einfach ist keines davon. Ist er ein Held Cardassias? Absolut.Ein Monster? Vielleicht, aber nur, weil das Universum seine Großartigkeit einfach nicht erkennen will. Letztlich ist Dukat der Mann, den Cardassia verdient, aber sicherlich nicht derjenige, den es braucht. Ein strahlender Stern in einem Meer aus Dunkelheit, dessen Licht – und Wahnsinn – noch lange nachklingen wird.
Wer sonst könnte mit so viel Charme, Überzeugung und Selbstgerechtigkeit das Universum zu seinem Spielplatz machen?
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