Vor einem halben Leben bin ich, zwischen zwei Wohnungen, fast in einer Universität eingezogen. Wir hatten damals einen Raum annektiert und einen Open Space mit Beamer, Couchen und allem was wir sonst noch in der Uni klauen akquirieren konnten, zusammengetragen, um einen Rumhäng-Club für alle zu bauen. Steve Jobs auch. Das machen Genies wohl so. Wenn man ein kommunikatives Kerlchen ist, stören höchstens die Streber, die morgens bereits mit der Tastatur klappern, während die eigene Leber noch den abend verarbeitet. (Wer trifft sich denn bitte um 10000 Uhr, um an einer Präsentation zu schrauben, ihr Nerds?!)
Es gib allerdings Überlebens-Experten, die daraus ein Hobby machen und schauen, wie lange sie damit durchkommen. Das sind hier die wahren Helden:
Die Frau im Einkaufszentrum

Während andere Miete zahlen, entschied sich eine Frau in Hartford, Connecticut, in den 1990ern für den ultimativen Cheatcode: Sie zog in einen Lagerraum im Einkaufszentrum (Chicago Tribune). Möbel rein, Kaffeemaschine „ausgeliehen“, Teppich drauf, Tür zu: fertig war das Penthouse. Strom und Heizung gabs gratis, Security inklusive Nervenkitzel auch. Enttarnt wurde sie erst nach Monaten, und das nur, weil irgendwer zu neugierig war. Ihre Begründung? „Kein Geld, kein Dach, aber jede Menge Quadratmeter leerstehender Kapitalismus.“
Künstlerkollektiv in der Providence Place Mall

Michael Townsend und sein „Trummerkind“-Kollektiv hatten offenbar genug von explodierenden Mieten und Null-Bock-Wohnungen. Irgendwann entdeckten sie bei Umbau-Arbeiten einen Hohlraum im örtlichen Einkaufszentrum. Ihre Lösung: eine geheime Wohnung mitten in der Providence Place Mall (Bloomberg). Und zwar nicht mit Isomatte und Suppentopf, sondern mit Couch, PlayStation und Wanddeko! Vier Jahre lang lebten sie dort zwischen WalMart und Fresstempel. Townsend nannte es „Protest-Performance“. Die Polizei nannte es „Hausfriedensbruch“. Heute ist die Aktion Legende.
Fernando Abellanas – der Mann unter der Brücke

Fernando Abellanas, Designer und Vollzeit-Genie, baute sich 2017 ein Atelier unter einer Autobahnbrücke in Valencia (Dezeen). Mit Kurbel, Schienenplattform und IKEA-Minimalismus schuf er den urbanen Bunker für alle, die genug von Coworking-Spaces mit Kaffeeflat haben. „Unsichtbar und geschützt“ nannte er es. Für alle anderen ist es „Batman trifft Bauhaus“.
Der Flughafenbewohner von Narita
Ein 74-Jähriger lebte über ein Jahr im Narita International Airport (Japan Times). Gratis-Duschen, Bänke als Betten, Snacks aus dem Terminal. Bis er beim Ausleihen von irgendwas erwischt wurde, funktionierte das Konzept erstaunlich gut. Während andere ihr Vermögen im Duty-Free-Shop lassen, nutzte er den Flughafen als Dauer-Airbnb. Weniger Tom Hanks in „The Terminal“, mehr der Volleyball in „Castaway“.
Die Katakomben von Paris

2004 fanden Polizisten unter Paris einen kompletten Kinosaal, versteckt in den Katakomben (The Guardian). Leinwand! Projektor! Bar! Alles da!
Verantwortlich war das Kollektiv UX, die offenbar dachten: „Wenn schon Tote, dann mit Explosionen und Popcorn.“ Die Polizei war so schockiert, dass sie erst mal ein Bier konfiszierte. UX erklärte später, sie wollten „vergessene Räume zurückerobern“. Nunja, das Knochen-Kino vergisst so schnell niemand mehr.
Tunnelbewohner in New York – Dark Days

Die Doku Dark Days (2000) zeigt die wohl härteste Wohnsituation ever: Menschen in den verlassenen Eisenbahntunneln unter Manhattan (BBC). Mit Strom vom illegalen Kabel, Küchen aus Schrott und Wohnzimmern aus Sperrmüll entwickelten sie eine Art DIY-Gesellschaft. Filmemacher Marc Singer zog sogar selbst ein, um das Leben dort festzuhalten. Bewohner wie Ralph oder Tommy erzählten von Kameradschaft, aber auch vom täglichen Kampf. Ein geheimer Untergrund – buchstäblich.
Londoner Tube-Stationen
London hat seine eigene Tradition der „Underworld-Lofts“. Künstler nutzten stillgelegte U-Bahn-Schächte, etwa die Station Aldwych, als Ateliers (Secret London). Irgendwie Strom abzweigen, Graffiti sprühen, kreative Eskapaden starten – und das alles mehrere Stockwerke unter dem Trafalgar Square. Ihre Namen blieben anonym, klar. Aber die Message war eindeutig: „Wenn wir uns keinen Platz leisten können, nehmen wir halt den, den keiner will.“
Las Vegas Flood Tunnels
Willkommen in den Katakomben der Kapitalismus-Wüste: den Las Vegas Flood Tunnels (NZZ). Dort leben hunderte Menschen, „Mole People“: Opfer von Spielsucht, Immobilienkrisen und gescheiterten Träumen. Sie haben Betten, Kühlschränke, Bibliotheken und eine Art Community aufgebaut. Bewohner wie Steven und Kathryn erzählten Journalisten, dass sie die Tunnel sogar sicherer finden als die Straßen der Stadt über ihnen (da schuldet jemand der Mafia viel Geld…). Organisationen wie „Shine a Light“ versuchen zu helfen. Aber sind wir ehrlich: Vegas ist ein Disneyland, und geheime Disney-Kanäle sind für VTK-Leser keine Neuigkeit mehr.
Kowloon Walled City

Und wenn ihr denkt, es geht nicht dichter, chaotischer und anarchischer – willkommen in Kowloon, Hongkong. Die berüchtigte Kowloon Walled City war jahrzehntelang das ultimative Real-Life-Cyberpunk-Hochhauslabyrinth (South China Morning Post). Über 30.000 Menschen quetschten sich in ein Areal von nur 2,6 Hektar, in Gebäuden, die übereinander, untereinander und ineinander gebaut waren, ohne echte Baupläne, dafür mit unendlichem Kabelsalat. Es gab Zahnarztpraxen ohne Zulassung, Werkstätten, Nudelbuden und winzige Wohnungen, in denen Familien auf wenigen Quadratmetern lebten. Sonnenlicht? Nope. Strom? Illegal abgezweigt. Polizei und Behörden hielten sich da lieber raus, „zu kompliziert“. 1993 begann der Abriss. Heute steht dort ein Park – und Nostalgiker feiern Kowloon als verlorengegangene Utopie des Chaos.

The People of IKEA
Ein Mann in China baute sich heimlich eine kleine Ecke in einem IKEA ein und lebte dort vier Jahre lang (IG). Er schlief auf den Ausstellungsbetten, aß in der Cafeteria und nutzte alle Einrichtungen des Hauses, um die hohen Mietkosten zu umgehen. Laut einem vielgeteilten Facebook-Video machte er sich den Möbelhaus-Alltag zur Dauerlösung.
Auch Comedian und Filmemacher Mark Malkoff zog für eine Woche in einen IKEA Store, während seine Wohnung wegen Schädlingsbefall behandelt wurde (MarkMalkoff.com). Er schlief auf den Sofas, probierte sich (alleine?!) durch die Betten und nutzte die kreative Struktur des Einrichtungshauses für seine Filme und Sketche. Laut Marks Facebook-Post war das nicht nur eine schräge Notlösung, sondern auch eine Form von künstlerischer Freiheit. Besonders für sein Konto. Und die Betten sind halt doch ganz geil.
In China scheint das Abhängen in IKEAs am ausgefeiltesten zu sein. Ich persönlich habe zwar eine IKEA Family Card, um den kostenlosen Kakao und günstige Mandeltårta abzugreifen – aber die schlafen da (HuffPost , NYT). Also, alle. Um die Betten auszuproblieren.
Nur Rentner sind nicht erlaubt (BBC – Nein, das Andere…).
Die machen nämlich immer die Betten schmutzig.
Wo würdet ihr wohnen, wenn die Zombie-Apokalypse kommt? Schreibt in die Kommentare!
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