Es gibt Events, die mit Lasern und Lautstärke arbeiten. Und es gibt die Redhead Days, die sich seit zwei Jahrzehnten dem gefährlichsten Naturphänomen widmen: Menschen mit roten Haaren. In Tilburg ballt sich an einem Wochenende Ende August die Avantgarde der Erdbevölkerung, tanzt, trinkt, während Natasha Romanoff im Schatten die Lage scannt, Pippi zu spät zum Pubcrawl stolpert und Leeloo den Gruppenshot sprengt. Alle da, sagt nicht, wir hätten euch nicht gewarnt! Termin? 29.–31. August 2025. Location? Spoorpark und City-Center Tilburg. Eintritt? Frei.

Das Festival ist keine Folklore-Fußnote, sondern ein globales Get-Together mit Besuchenden aus über 80 Ländern. Wer wissen will, warum das Ganze so groß wurde, muss bei einem niederländischen Sonntagsmaler ansetzen: Bart Rouwenhorst suchte 2005 15 rote Models, bekam 150 Zusagen, und der Rest ist Festivalgeschichte: Guinness inklusive (History | National Geographic).
Ein Wochenende zwischen Workshop-Wahnsinn und Weltrekord-Wiederholung
Die Basics 2025
- Datum: 29.–31. August (Fr–So)
- Ort: Spoorpark und Innenstadt Tilburg
- Highlight: das große Gruppenfoto am Sonntag, 31. August, 13:00 Uhr – nur für natürliche Rothaarige. (Programm/Zeiten, Program-Teaser) (Redhead Days Festival)
Redhead Days 2025 – Zwischen Mythos und Meetup

Das Rothaarigen-Festival ist eine Mischung aus Straßenfest, Subkultur-Soziallabor und Self-Care-Symposium: Konzerte, Mingle-Formate, Vorträge, Foto-Sessions und die beliebte Sonnenkunde für zarte Zimt-Zuckerschnecken. Die AP bestätigte für 2025 wieder tausende Teilnehmende, Foodtrucks, Make-up-Sessions und Hautkrebs-Präventionsangebote – was in einem vorhängelosen Land, das „Licht“ eher als Designobjekt versteht, ganz klug ist.
Der Rekord, der rote Kreise zieht
2013 gab’s einen Guinness-Weltrekord: 1.672 Menschen mit natürlichen roten Haaren auf einem Foto in Breda. Das bleibt bis heute eine der heiligsten Zahlen im roten Pantheon. Das spätere Zählungen 2015 intern noch höher lagen, gehört zur Festivalfolklore (Guinness World Records, National Geographic).
Warum die MC1R-Minderheit plötzlich Mehrheitsgefühle bekommt
Global gesehen sind nur rund 1–2 % echte Rotschöpfe. Irland kommt auf etwa 10 %, Schottland auf 5–6 % (je nach Quelle wird auch 13 % diskutiert, aber das ist umstritten). Heißt: In Tilburg fühlt sich diese Minderheit drei Tage lang wie die Mehrheit. (Wikipedia, The Guardian)
Und nein, Klimawandel wird euch morgen nicht alle zu Brünetten konvertieren. Diese clickbaitige These taucht zyklisch immer wieder auf und ist spekulativ; trotzdem geistert sie als kulturjournalistischer Running Gag durch die Welt (Beispielbericht). Ihr dürft also weiter rot bleiben – solange ihr nicht in der Wüste wohnt. (Glamour)
Tilburg 101: Rot trifft Rail-Romantik im Spoorpark
Der Spoorpark ist ein Bürger*innen-Projekt auf altem Bahngelände und seit 2019 die Wahlheimat der Redhead Days. Ihr bekommt Wiesen, Wege, Wasserstellen, Aussichtsturm, Stadscamping und genug Platz für tausende von Selfiesticks (Tilburg-Seite des Festivals | Spoorpark Info).
Campsite RED ist das offiziell rote Lager mit Frühstück, Lagerfeuer und legendären Hot-Tubs. Das Ganze liegt praktisch im Festival-Epizentrum und nur wenige Minuten vom Bahnhof. Alles dokumentiert, dankbares Instagram-Futter inklusive (Campsite-Seite | Shop-Detail).

Anreise:
- Zug: Tilburg Station ist ~10 Minuten zu Fuß vom Spoorpark und von der City entfernt. Die Festival-Seite verlinkt praktische Tipps für Bahn und Ridesharing (Traveling-Info).
- Flug: Wer muss, nimmt Schiphol mit Anschluss nach Tilburg (ca. 1:10 h)
- Kick-off-Party & Pubcrawl: Das Festival startet traditionell feuchtfröhlich, ihr startet idealerweise dehydriert.
- Workshops & Talks: Von Skincare bis Make-up, von Fotografie bis Haircare. 2025 ist Hautkrebs-Awareness prominent platziert (AP-Bericht, Programm-Teaser).
- Speed-Meeting & Social Games: Laut Reuters pilgern jährlich Tausende an, teils aus dem hohen Norden (Irland), nur um unter ihresgleichen zu sein und den Algorithmus der Aufmerksamkeit kurz zu resetten (Reuters).
- Das Gruppenfoto (So, 13:00): Epische Luftaufnahme-Energie. Achtung: nur für natürliche rote Haare. Wenn ihr gefärbt seid, seid ihr willkommen, aber bei der Aufnahme Zuschauende, nicht Teilnehmende (offizielle Ankündigung). Gemeinheit!
Survival-Set für Sonnenbrand-Skeptiker: unsere knallrote Checkliste
- LSF 50+: Ja, wirklich. Nein, 30 reicht nicht.
- Blaue Klamotte: Historisch gern gesehen für die Gruppenshots. Checkt kurzfristig die Programmseite, ob Farbwünsche gibt. (Redhead Days Festival)
- Wasser & Elektrolyte: Ihr seid wandelnde Vitamin-D-Antennen – tut nicht so, als wäre das gratis.
- Powerbank: 10.000 Selfies saugen schneller als Dracula an einer Aderlassparty.
- Respekt: Natürlich bedeutet natürlich. Kein Gatekeeping, aber eben klare Regel fürs Gruppenfoto.
- Neugier: Redhead Days sind Community-Therapie mit Festival-Fassade.
Foto-Fieber: so werden eure Shots unbezahlbar ikonisch
- Gegenlicht + Neon-Edit: Lasst die Abendsonne in den Locken glühen, dreht anschließend an Sättigung und Teiltonung.
- Farbdreiklang: Kupfer/Blau/Grün dominiert; Rot poppt auf Blau, Grün ist der Hintergrund im Park
- Symmetrie: Brücken, Wege, Treppen im Spoorpark sind perfekte Leading Lines (Spoorpark-Überblick).
Kultur-Kontext: Warum dieses Festival mehr ist als ein „Ginger-Gag“
Hier werden Geschichten getauscht, Identität gefeiert, Selbstwert gestärkt und Sonnencreme als Sakrament verschmiert. Medien berichten seit Jahren regelmäßig, weil die Bilder gleichzeitig weich und wuchtig sind: 10.000+ Besucher*innen, 80+ Nationen, 100+ Aktivitäten – gut dokumentiert von Reuters, AP, Times und Co. (Reuters 2024, AP 2025, The Times). Das Event ist zudem ein feuchter Traum für Soziologinnen mit Sinn für Style: Minderheitsmerkmal wird zur Mehrheitsnorm. Drei Tage Gleichheit durch Gleichheit. Dabei bleibt der Zugang demokratisch: Eintritt frei, jeder willkommen, und nur ein einziges Ritual etwas exklusiv.
Die Redhead Days sind wie ein geheimes Level im Leben: plopp, plötzlich sind ihr die Norm, und die Welt wirkt für 72 Stunden richtig kalibriert. Es ist ein Festival, ja. Aber es ist auch eine Gegen-Erfahrung zu Schulhöfen, Kommentaren und Klischees. Und es ist verdammt fotogen.
Reisetipps: sauber schlafen, schlau sparen, souverän snacken
1) Muss ich natürlich rothaarig sein, um dabei zu sein?
Nein. Willkommen sind alle. Nur das Gruppenfoto ist nur für natürlich Rothaarige.
2) Was kostet das Festival?
Eintritt frei. Workshops/Partys/Camping können Kosten haben (Redhead Days Festival)
3) Gibt’s wirklich so viele?
Ja. Von AP bis Reuters sind jedes Jahr tausende dokumentiert. ( AP | Reuters )
4) Wie gefährlich ist die Szene?
Gefährlich. Der beste Ort, um eure neue Exfrau kennenzulernen.
Zahlen & Daten
- Weltrekord: 1.672 natürliche Rothaarige, Breda 2013 – offizieller Guinness-Rekord. (Guinness World Records)
- Redhead-Verbreitung: global 1–2 %, in Irland ~10 %, in Schottland 5–6 %. (Wikipedia)
- Skalierung: 80+ Nationen, Tausende Teilnehmende jährlich. ( AP 2025 | Reuters 2024 )
ABER: Erwartung vs. Realität
Wir wissen genau, was ihr jetzt denkt: Ein gothisches Gruppentreffen von rothaarigen Gruftimädchen, die in Samt und Spitzen mit knochenweißen Wangen über die Wiese schweben, während Ygritte, Merida und Natasha im Halbdunkel der Bierbänke über Dolchgriffe fachsimpeln und der Bass irgendwo zwischen Cure und Carmina Burana brummt. Das ist natürlich, was wir alle zuerst gedacht hatten…

Die Realität vor Ort:
90 % superlieb normale Menschen, die im Discounter-Sommerlook zwischen Sonnencreme, Strohhut und Stoffbeutel pendeln. Mehr käsehäutige Kaaskopp-Ästhetik als Katakomben-Kult, mehr Campingklappstuhl als Kathedralen-Korsett. Weil Authentizität alle Ästhetik schlägt und Gemeinschaft jedes Goth-Pinterest-Board rasiert.
Kommt nach Tilburg, tragt LSF 50+, gönnt euch Campsite RED und sammelt Geschichten. Rotsein ist an dem Wochenende kein Attribut, sondern Programm. Und da werden schon ein paar Baddies sein.
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