Da spaziert der Gesandte der Propheten durch den bajoranischen Weltraumhafen Deep Space Nine – und haut dabei Methoden raus, bei denen selbst Darth Vader anerkennend nicken würde.
Keine Sorge, wir lieben The Sisko.
Ich schwöre auch auf seine Kochkünste, aber in Sachen moralische Grundeinstellung könnte man glatt meinen, er habe ein paar Monate Praktikum bei Saddam Hussein hinter sich.
Da wäre zunächst der Dominion-Krieg, in dem Captain Benjamin Lafayette Sisko alles tut, um die Föderation zu schützen. Klingt erst mal nach Heldentum. Oder doch nach abgründigen Abenteuern im Graubereich?
Die dunklen Kapitel
„In the Pale Moonlight“
Sisko und der charmante Schneider Garak fälschen Beweise, um die Romulaner in den Krieg zu locken. Ein Polit-Thriller mit Spannung, Intrigen und einem Captain, der vor lauter Gewissensbissen sein Quartier zerlegen könnte. Am Ende schluckt er seine Sternenflottenehre herunter und sagt sinngemäß: „Ich kann damit leben.“ Wer hier nicht die Braue hebt, hat wohl noch nie eine moralische Grenzerfahrung erlebt.
Der Eddington-Fall
„For The Uniform“
Ehemals Sternenflottenoffizier, nun Maquis-Rebell: Für Sisko war Michael Eddington wie der Joker für Batman. Sisko verseucht einen ganzen Planeten damit Eddington aufgibt. Die Zivilisten können fliehen, aber die Welt ist ruiniert. Da kann man sich schon fragen, ob DAS so im Raumflotten-Handbuch steht.
Kriegsverbrechen oder notwendige Übel?
Nach irdischen Standards (“Geneva Suggestions”) wäre diese Art chemischer Kriegsführung und gezielter Manipulation definitiv eine Nummer für den Interstellaren Strafgerichtshof in New Den Haag. Doch DS9 spielt in einem Universum, in dem Föderationsideale auf die galaktische Realität stoßen.
Planeten vergiften? Ein fremdes Imperium mithilfe gefälschter Beweise in den Krieg ziehen? Klingt, als hätte selbst Admiral Machiavelli Schnappatmung bekommen.
Stimmen aus dem Fandom
Die Trekkie-Gemeinde ist gespalten. Es laufen endlose Diskussionen: Antiheld oder vollendeter Kriegsverbrecher? Manche vergleichen ihn mit Ozymandias aus „Watchmen“, der Opfer bringt, um Milliarden zu retten. Andere sehen ihn in Thanos-Manier als Manipulator, der ganze Völker lenkt, wenn’s dem höheren Ziel dient. Der Unterschied: Sisko schnipst nicht universumweit Leben weg, aber er zieht die großen Strippen, die dazu in der Lage sind – ob das ethisch vertretbar ist, bleibt offen.
Siskos innere Abgründe
Ein Aspekt, der ihn von eindimensionalen Bösewichten unterscheidet, sind seine Gewissensbisse. Er hadert mit sich selbst, rechtfertigt alles fürs „größere Wohl“ und kriegt dann doch diese „Ich schlafe heute schlecht“-Momente. Kein simpler „Muahaha“-Fiesling, sondern ein Mann, der um seine moralische Verstrickung weiß.
Im Grunde noch tragischer.
Ethik
Captain Sisko hat zweifelsohne Dinge getan, die mancher Diplomatie-Professor als unentschuldbar einstufen würde. Ob „Kriegsverbrechen“ oder „notwendiges Mittel“ – das Urteil variiert je nach eigenem moralischem Kompass. Oder wer der Gewinner ist.
Fakt ist: Sisko ist weit entfernt vom Stromlinienkapitän à la Picard. Aber genau deshalb lieben wir Star Trek: Deep Space Nine. Die Serie zeigt nicht nur den Glanz, sondern auch den Dreck, der zwischen den Sternen klebt.
Also: Schnapp dir einen Raktajino und entscheide selbst, ob du Sisko als tragischen Helden oder finsteren Kriegsverbrecher siehst. Ganz ohne imperialen Marsch, dafür mit einem der faszinierendsten Charaktere, die Star Trek je hervorgebracht hat.
Gleich nach Gul Dukat, natürlich.
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